LFU:online

Vertrautheit mit aktuellen Fragen und Kontroversen der Eschatologie; insbesondere zu folgenden Themenkreisen:

• Täter-Opfer-Diskurs in der Eschatologie: Vergebung auf Kosten der Opfer? Grundsätzlich: Verhältnis von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes in eschatologischer Fokussierung.
• Hölle und Apokatastasis. Dabei grundsätzlich: das Verhältnis von menschlicher Freiheit und göttlicher Heilsmacht im Blick auf die Vollendung.
• Zum Umschlag von Höllenangst zu fragloser Heilszuversicht: Von einem Extrem ins andere?
• Fegfeuer: Gibt es eine Freiheitsgeschichte nach dem Tod?
• Apokalyptik als Defizienzform von Eschatologie oder mit bleibender Relevanz für ein heutiges eschatologisches Verständnis?

Fokussierung und Auswahl der behandelten Fragestellungen wird mit den Teilnehmenden abgestimmt.

Im 20. Jahrhundert gab es Umbrüche in der Eschatologie, die neue Problematiken und Kontroversen aufwarfen. Wenn wir nicht mehr einen göttlichen Richter fürchten, sondern nur noch Gottes Barmherzigkeit annehmen müssen, indem auch wir unseren Schuldnern vergeben, dann stellt sich die Frage, ob diese Vergebungsbereitschaft allen Opfern gegenüber ihren Tätern als Heilsbedingung aufgelastet werden kann: Auch den Opfern der Konzentrationslager gegenüber ihren Peinigern? Damit gerät auch die gegenwärtig verbreitete eschatologische Hoffnung auf eine Allerlösung ins Zwielicht. Brauchen wir eine Hölle für jene Menschen, die den Tod von unzähligen Menschen organisiert haben? Weitere aktuelle Fragen, die untersucht und diskutiert werden, sind: Wie ist das Fegefeuer als Ausreifen einer positiven Grundentscheidung zu Gott und seiner Schöpfung denkbar, ohne dass man eine Nachgeschichte nach dem Tod annehmen muss? Und muss die verbreitete Zurückweisung einer Apokalyptik mit harschen Gerichtsvorstellungen nicht angesichts aktueller apokalyptischer Ängste überdacht werden? Über diese Kontroversen werden wir an einem eschatologischen Gerichtsverständnis arbeiten, das einen starken Mittelweg zwischen Höllenangst und Verharmlosung eröffnet.

Vorstellung der genannten Problematiken und Kontroversen anhand ausgewählter Literatur durch die TeilnehmerInnen. Ausgehend davon freie Diskussion. In der zweiten Hälfte der Lehrveranstaltung werden weitere Themenschwerpunkte maßgeschneidert für einen optimalen Fortschritt der gemeinsamen Erkenntnisgewinnung ausgesucht werden. Auf diese Weise erhält das Seminar einen gewissen Projektcharakter. Abschließend wird von den Teilnehmerinnen eine Seminararbeit erstellt, für deren Umfang die bereits geleistete Vorarbeit berücksichtigt wird.

Referate, laufende Mitarbeit und eine Abschlussarbeit.

D. Ansorge, Vergebung auf Kosten der Opfer?, in: Salzburger Theologische Zeitschrift 6 (2002) 36-68.
B. Nitsche, Eschatologie als dramatische Nach-Geschichte? In: B. Nitsche (Hg.), Von der Communio zur kommunikativen Theologie (Festschrift für B. J. Hilberath). Münster 2008, 99-109.
T. Herkert / M. Remenyi (Hg.), Zu den letzten Dingen. Neue Perspektiven der Eschatologie. Darmstadt 2009
M. Striet, Versuch über die Auflehnung, in: H. WAGNER (Hg.), Mit Gott streiten. Neue Zugänge zum Theodizee-Problem (QD 169), Freiburg-Basel-Wien 1998, 48-89;
J.-H. Tück, Versöhnung zwischen Tätern und Opfern? Ein soteriologischer Versuch angesichts der Shoah, in: Theologie und Glaube 89 (1999) 364-381
W. Sandler, Kairos und Parusie. Kairos als Ereignis des in Christus angekommenen und angenommenen Gottes. In: http://theol.uibk.ac.at/itl/1018.html.
W. Sandler, Offenbarung im Angesicht des Untergangs. Das unverzichtbar Apokalyptische im christlichen Glauben. Publikation in Vorbereitung.

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