408621 SE Zeitgenössische soziologische Theorie: Foucault - Bourdieu - Kritische Theorie
Sommersemester 2020 | Stand: 27.06.2020 | LV auf Merkliste setzenCurr. § 6 Abs 2 Z 3:
Die Studierenden sind in der Lage, die postklassische Theorielandschaft in ihrer Entwicklung, ihren Strategien und Differenzen zu charakterisieren und kritisch zu beurteilen.
(identisch mit Vorlesung)
Die Bachelorarbeit kann es haben. Die Masterarbeit soll es haben. Die Dissertation muss es haben - eine Vorstellung davon, wie gesellschaftliche "Strukturbildungen" mit der individuellen Subjekt-Konstitution zusammenspielen. Wir sprechen darüber. Wir müssen über uns selbst nachdenken:
• Wie werden Menschen zu Subjekten geformt (Subjektkonstitution)?
• Was treibt unsere sozialen Praktiken an?
• Wie kann menschliche Freiheit unter den Bedingungen der Gesellschaft verstanden werden?
Anstatt auf den Weg kritischer Philosophie zu setzen, der von Kant über den Neukantianismus und die frühe deutschsprachige Soziologie bis hin zu mehreren Varianten der Gegenwartssoziologie führt, diskutiert die Lehrveranstaltung den alternativen “historischen” Weg kritischen Denkens, der von Hegel über die frühe Kritische Theorie zu französischen Denkern wie Michel Foucault und Pierre Bourdieu leitet, die heute zu den meistzitierten Sozialwissenschaftern bzw. Soziologen überhaupt zählen (bzw. dies sind).
Statt also die Grundlagen des Denkens einer allgemeinen Wahrheit zu ergründen, geht die Veranstaltung davon aus, dass “Wahrheit einen Zeitkern” hat (Horkheimer) bzw. kritisches Denken an einer “historischen Ontologie unserer selbst” (Foucault) nicht vorbeikommt.
Was bedeutet das? Es geht darum, zu überlegen, welche gesellschaftlichen Faktoren uns zu dem machen, was und wie wir sind. Theodor W. Adorno sieht eine Ökonomisierung aller Lebensbereiche, die sich sogar dem Denken bemächtigt und der gegenüber sich die Individualität des Menschen kaum mehr erwehren kann. Für Pierre Bourdieus strukturgenetische Soziologie verkörpern sich unsere Erfahrungen einer historisch vorhandenen Wettbewerbsgesellschaft in unseren Praktiken, wodurch letztere dazu tendieren, krasse Strukturen sozialer Ungleichheit zu reproduzieren. Der Poststrukturalismus von Michel Foucault betont nicht die Ökonomisierung des Sozialen per se. Vielmehr bezieht er sich auf eine in den 1970er Jahren historisch entstandene “neoliberale Gouvernementalität”, deren Merkmal es ist, die Menschen nicht mehr durch Zwang, sondern indirekt gerade mittels der ‘Freiheit’ eigener Individualität und Wahl zu regieren. Indessen überlegt die neuere Kritische Theorie, ob die Soziologie neben der erklärenden Analyse des Gegebenen nicht auch eine normative Leitidee integrieren müsse, weil das menschliche Potential der “Kommunikation” (Habermas), des Ringens um “Anerkennung” (Honneth) und “Resonanz” (Rosa) sozialen Wandel als zukunftsoffen zu denken anleite.
Damit führt das Modul in die Forschungswerkstatt zeitgenössischer soziologischer Theoriebildung. Perspektiven und Kategorien heute wirkmächtiger Theoriestränge werden herausgearbeitet und mittels zweier Seminarkonferenzen in zahlreichen Fallbeispielen angewendet. Immer geht es dabei, wie oben dargestellt, um Theorie, die stets mit im Visier hat, worüber sie spricht: ihren historischen Gegenstand der jeweilig konkreten Gesellschaft.
Die Vorlesung stellt vor. Im Seminar werden exemplarisch Originalwerke diskutiert. Die Lehreinheiten werden durch die Seminardiskussion eröffnet. Die darauf aufbauenden Vorlesungen mit Diskussion bilden jeweils den zweiten Teil der Nachmittagssitzungen.
Das Modul zielt darauf, die postklassische Theorielandschaft in ihrer Entwicklung, ihren Strategien und Differenzen als umkämpftes Feld erkenntlich zu machen. Es soll befähigen, die verschiedenen vorgestellten Perspektiven kritisch aufzugreifen und mit diesen selbständig weiterarbeiten zu können mit dem verbindenden Ziel: einer soziologischen Analyse brisanter Entwicklungen in unserer Gesellschaft.
Gemeinsame Lektüre und Diskussion zentraler Texte.
Beurteilung aufgrund von regelmäßigen schriftlichen und/oder mündlichen Beiträgen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Lehrveranstaltungsprüfung gemäß § 7 Satzungsteil, Studienrechtliche Bestimmungen
Bidet, Jacques. 2016. Foucault with Marx
Bourdieu, Pierre. 2012. Die feinen Unterschiede
Bourdieu, Pierre. 1987. Sozialer Sinn
Emirbayer, Mustafa. 2017. Manifest für eine relationale Soziologie, 30-73
Foucault, Michel. 2010. Kritik des Regierens
Habermas, Jürgen. 1981. Theorie des kommunikativen Handelns
Heyes, Cressida J. 2006. Foucault goes to Weight Watchers, 126-149
Ullrich, Peter. 2010. Linking Governmentality Studies and Protest Research
keine
- SDG 4 - Hochwertige Bildung: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern
- SDG 5 - Geschlechtergleichstellung: Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen
- SDG 10 - Weniger Ungleichheiten: Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern
- SDG 16 - Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen: Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen
Gruppe 0
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Datum | Uhrzeit | Ort | ||
Do 12.03.2020
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16.00 - 17.45 | SR 6 (Sowi) SR 6 (Sowi) | Barrierefrei | |
Do 19.03.2020
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Do 26.03.2020
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Do 02.04.2020
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Do 23.04.2020
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Do 30.04.2020
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Do 07.05.2020
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Do 14.05.2020
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Do 28.05.2020
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Do 04.06.2020
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Do 18.06.2020
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Do 25.06.2020
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