603822 SE Der (im)perfekte Mensch. Theorie und Kritik der Normalität
Sommersemester 2020 | Stand: 14.09.2023 | LV auf Merkliste setzenDie Studierenden sind in der Lage, die Kategorie NORMALITÄT als ebenso flexibles wie stabiles Metakonzept moderner Gesellschaften zu erkennen, zu kontextualisieren und zu theoretisieren.
Sie erlangen darüberhinaus die Fähigkeit, an historischem Quellenmaterial (im Falle dieser LV bezogen auf die Institutionalisierung heilpädagogisch-kinderpsychaitrischer Einrichtungen im Österreich der Zweiten Republik) Aspekte mediko-pädagogischer Normierung und Normalisierung kindlicher Entwicklung zu untersuchen und einzuordnen.
Das Seminar befasst sich mit einer spezifischen Herkunft medikalisierter Kindheit - zu einem Zeitpunkt als die Psychiatrie ihren Gebietsanspruch erstmals auf das Kind ausdehnte. Michel Foucault entwickelt in seiner Vorlesung „Die Anormalen“ eine Theorie der „Psychiatrisierung der Kindheit“. Foucaults Vorlesung (1975), welche als Text zur Verfügung steht, bildet eine erste Theoriefolie für die Bearbeitung des Phänomens.
Als eigentlichen Beispielfall aber fokussiert das Seminar eine Institution, die in Deutschland mehrheitlich in der Zwischenkriegszeit entstand, in Österreich in den 1950er und 1960er Jahren: die sogenannten "Kinderbeobachtungsstationen". Als psychiatrisch informierte, heilpädagogische Einrichtung zur Beobachtung und Diagnose bildet sie den Prototypus mediko-pädagogischer "Behandlung" sogenannt "schwieriger" Kinder und nicht ausreichend angepasster Jugendlicher. Die Studierenden erhalten damit Einblick in aktuelle Forschungen am Institut für Erziehungswissenschaft.
Darüberhinaus gehen sie aber auch selbst kleineren Forschungsunternehmungen nach - in Feldern, die bis heute durch eine medikale Umklammerung des "Pädagogischen" gekennzeichnet sind: in der Sonderbeschulung, der Sprachförderung, der Arbeit mit sogenannte ADHS-Kindern, etc.
Input durch die Dozentin, Textlektüre und -analyse, Ministudien, schriftliche und mündliche Beiträge der TeilnehmerInnen, Diskussion.
Die Beurteilung erfolgt aufgrund von schriftlichen oder mündlicher Beiträgen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
*Michel Foucault: Die Anormalen, Frankfurt am Main, 2003 [eine Kapitel]
*Sabine Seichter; Das "normale" Kind. Einblicke in die Geschichte der schwarzen Pädagogik, weinheim Basel, 2020.
Ausgewählte Kapitel aus:
*Elisabeth Dietrich-Daum/Michaela Ralser/Dirk Rupnow (Hg.): Psychiatrisierte KIndheiten. Die Innsbrucker Kinderbeobachtungsstation der Marai Nowak-Vogl, Wien - Innsbruck - Bozen, 2020.
*Michaela Ralser/Reinhard Sieder (Hg.) Die Kinder des Staates, Nr. 1 + 2 der Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, Wien - Innsbruck - Bozen, 2014.
*Michaela Ralser et al: Heimkindheiten. Geschichte der Jugendfürsorge udn eEimerziehung in Tirol und Vorarlberg; Innsbruck - Wien - Bozen, 2017.
*Michaela Ralser: Das Subjekt der Normalität. Das Wissensarchiv der Psychiatrie - Kulturen der Krankheit um 1900, München 2010.
Gruppe 0
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Datum | Uhrzeit | Ort | ||
Do 12.03.2020
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12.00 - 15.00 | SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße | Barrierefrei | |
Do 26.03.2020
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12.00 - 15.00 | SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße | Barrierefrei | |
Do 23.04.2020
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12.00 - 15.00 | SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße | Barrierefrei | |
Do 07.05.2020
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12.00 - 15.00 | SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße | Barrierefrei | |
Do 04.06.2020
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12.00 - 15.00 | SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße | Barrierefrei | |
Do 18.06.2020
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12.00 - 15.00 | SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße | Barrierefrei |