LFU:online

Die Studierenden haben einen Überblick über Interpretationskonzepte antiker Mythen erworben und können diese Perspektiven selbstständig auf lateinische Texte anwenden. Sie können zu einer ausgewählten Textpassage selbstständig geeignete Fachliteratur finden und diese für die Interpretation kritisch heranziehen. Davon ausgehend sind sie in der Lage, passende interpretatorische Zugänge für den Unterricht auszuwählen. Sie haben Einblick in aktuelle Fragestellungen der latinistischen Forschung und der altsprachlichen Didaktik erworben und sind imstande, dazu Stellung zu beziehen und ihre Meinung argumentativ zu stützen. Ihre Ergebnisse können sie in Form eines Referats und einer schriftlichen Arbeit schlüssig und präzise darstellen.

Der antike Mythos und seine Rezeption sind zentrale Bestandteile des altsprachlichen Unterrichts und fest in den Lehrplänen verankert. Dabei finden sich in Schulbüchern und in der Unterrichtspraxis immer noch traditionelle positivistische und unkritische Lesarten, die in der Forschung seit Jahrzehnten differenzierteren Betrachtungsweisen gewichen sind. Zuletzt wurde z.B. von feministischer Seite in Frage gestellt, ob Werke wie Ovids Metamorphosen mit ihren zahlreichen Szenen sexueller Gewalt heutzutage noch gelesen werden sollten. In diesem Seminar werden wir uns mit zentralen Vertretern der augusteischen Klassik (Vergil, Properz, Ovid) unter der Perspektive der Mytheninnovation, Mythenkritik und Mythenkorrektur auseinandersetzen und dabei Konzepte erarbeiten, wie deren Texte in Forschung und Unterricht sinnvoll kontextualisiert werden können.

Eigenständige und gemeinsame Lektüre antiker Literatur und modernen Forschungsarbeiten, Präsentationen, Diskussionen im Plenum.

Aktive Teilnahme und Mitarbeit, mündliche Präsentation(en), Zwischenklausur, Seminararbeit.

H. Böhme u.a. (Hrsg.), Transformation. Ein Konzept zur Erforschung kulturellen Wandels, München 2011.
J. D. Hejduk, The God of Rome. Jupiter in Augustan Poetry, Oxford 2020.
J. F. Miller, Apollo, Augustus, and the Poets, Cambridge 2009.
C. Ratkowitsch, Von der Manipulierbarkeit des Mythos. Der Paris/Helena-Mythos bei Ovid (her. 16/17) und Baudri von Bourgueil (carm. 7/8), Bruxelles 2012.
M. Vöhler / B. Seidensticker (Hrsg.), Mythenkorrekturen. Zu einer paradoxalen Form der Mythenrezeption, Berlin/New York 2005.
K. Wesselmann, Die abgetrennte Zunge. Sex und Macht in der Antike neu lesen, Darmstadt 2021.
Es wird empfohlen, bereits vor dem Seminar zumindest einen Blick in die Basisliteratur zu werfen. Weitere Literatur wird in der Lehrveranstaltung vorgestellt und besprochen.

Grundvoraussetzung ist die ausgezeichnete Beherrschung der lateinischen Sprache. Die Grundlage des Seminars bilden die folgenden antike Texte: Vergil, Aeneis; Properz, Carmina 4; Ovid, Metamorphosen; Ovid, Fasti; Ovid, Heroides. Es wird empfohlen, diese Werke bereits vor Beginn des Seminars gelesen zu haben.