607221 VU Konzepte der Weltliteratur und Intertextualität: "China translates...: Missverständisse als Fundament der (kulturellen) Ost-West-Beziehungen"
Wintersemester 2020/2021 | Stand: 24.08.2020 | LV auf Merkliste setzenTranskulturelle Prozesse werden umso komplexer desto länger sie andauern. Missverständnisse und Erkenntnisgewinn schließen dabei einander nur selten aus. Hier soll zunächst gezeigt werden, dass seit gut drei Jahrhunderten für das europäische „Abendland“ (seit Mitte des letzten Jahrhunderts, für den „Westen“) „China“ im Zentrum eines solchen Prozesses steht, der „Westen“ für China dagegen seit etwa eineinhalb Jahrhunderten. Die Wahrnehmung der unterschiedlichen Dynamiken dieser Prozesse wird geschärft. Zugleich werden konkrete Perzeptionszusammenhänge (philosophische Konzepte, ästhetische Welten, soziale und politische Systeme) auf den Erkenntniswert geprüft, den gerade ihre Missverständlichkeit im Prozess der kulturellen Übersetzung birgt.
China im Blick haben, China als Vergleich suchen oder scheuen, China als Traum, als reale oder als geistige Erfahrung begreifen, durchleben und wiederum sein lassen können – das sind allgemeine, zu Stufen geordnete Aspekte eines die Kulturgeschichte der Moderne durchdringenden Motivs.
In der Literatur des „Abendlandes“ – gemeint ist Europa etwa bis in die 1920er Jahre – stehen dafür große Namen wie Gottfried Wilhelm Leibniz (), Voltaire (), Johann Wolfgang Goethe (), später Ezra Pound (), Bertolt Brecht () und andere. Dazu kommt eine Woge von Konzepten und Produktionsweisen der materiellen Kultur: von den diversen Artikeln der Chinoiserie und der Kunst der Landschaftsgärtnerei im 18. und 19. Jahrhundert bis zu den diätetischen und therapeutischen Verfahren körperlich-spiritueller Selbstkultivierung, die im 20. Jahrhundert eine ähnliche Breitenwirkung erzielten. Aber auch China hat auf dem Weg in die Moderne und über diese hinaus immer wieder sich selbst „übersetzt“: als Nationalstaat und „Reich der Mitte“, als sozialistische oder moderne Gesellschaft mit „chinesischen Merkmalen“, als Ursprung einer Zivilisation „ostasiatisch-konfuzianischer Prägung“. Im Laufe der Vorlesung/Übung wird angestrebt werden, dieses Spektrum unterschiedlicher China-Perzeptionen soweit zu erschließen, dass Vergleiche und Bewertungen transkultureller Prozesse mit Blick auf konkrete Phänomene möglich werden.
Missverständnisse sind Teil jedes Übersetzungsvorgangs (von der linguistisch-literarischen bis zur kulturellen Übersetzung). Es gilt daher, sie zunächst ohne Wertung zu identifizieren, um dann ihre Funktion in kulturellen, künstlerischen und intellektuellen Entwicklungen zu erkennen.
Zu Beginn der Vorlesung werden fünf thematische Blöcke präsentiert, die jeweils literatur- und geistesgeschichtlich, kulturgeschichtlich sowie an sozialen und medialen Entwicklungen, die bis in die Gegenwart reichen, orientiert sein werden. Den Kursteilnehmern stehen dann zwei Wochen und die parallel gehaltenen Einleitungsvorlesungen zur Verfügung, um – einzeln oder in kleineren Gruppen – Themen zu wählen, die dann in Absprache mit dem Dozenten zur Präsentation und Diskussion vorzubereiten sind.
Um die LV positiv abzuschließen, müssen während des Semesters im Rahmen von Lerngruppen Impulsreferate gehalten und am Ende des Semesters eine schriftliche Kurzarbeit (Umfang ca. 4,5 Seiten) abgegeben werden. Zusätzlich wird die aktive Beteiligung an den Diskussionen in die Benotung miteinbezogen.
- Debon, Günther; Hsia, Adrian (1985): Goethe und China – China und Goethe. Peter Lang (euro-sinica)
- Hinton, David (2017): The Wilds of Poetry. Adventures in Mind and Landscape. Shambhala
- Kraushaar, Frank (2003): In anderen Sprachen. Dichten und Übersetzen am Leitbild klassischer chinesischer Literatur bei Bertolt Brecht und Günter Eich. In: Zhang Yushu (ed.): 文学之路 – Literaturstraße. Chinesisch-deutsches Jahrbuch für Sprache und Literatur, Band 3. Beijing, 223-248
- Kraushaar, Frank (2017): Fighting Swaying Imbalances of Powers: The Transformation of Spiritual Freedom in Tang Tales into Individual Freedom in Hou Hsiao-hsien’s Film The Assassin (2015). Acta Universitatis Carolinae 109 – 125
- Leibniz, Johann G. (2011/1697): Novissima Sinica (1697). Das Neueste von China: mit ergänzenden Dokumenten herausgegeben, übersetzt und erläutert von Heinz-Günther Nesselrath und ... Register von Gregor Paul und Adolf Grünert.
- Weinberger, Eliot (2019/1986): Neunzehn Arten Wang Wei zu betrachten (Mit weiteren Arten). Berenberg
- Weinberger, Eliot (2003): The New Directions Anthology of Classical Chinese Poetry. New Directions
- Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
- Masterstudium Vergleichende Literaturwissenschaft laut Curriculum 2009 (120 ECTS-AP, 4 Semester)
- Ergänzungen an der Universität Innsbruck (Anstelle der Wahlmodule Interdisziplinäre Kompetenzen und Individuelle Schwerpunktsetzung wählbar) (30 ECTS-AP)
- Wahlpakete (Ergänzungen)
- SDG 5 - Geschlechtergleichstellung: Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen
Gruppe 0
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Datum | Uhrzeit | Ort | ||
Mi 07.10.2020
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15.30 - 17.00 | eLecture - online eLecture - online | ||
Mi 14.10.2020
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Mi 21.10.2020
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Mi 28.10.2020
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Mi 04.11.2020
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Mi 11.11.2020
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Mi 18.11.2020
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Mi 25.11.2020
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Mi 02.12.2020
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Mi 09.12.2020
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Mi 16.12.2020
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Mi 13.01.2021
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Mi 20.01.2021
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Mi 27.01.2021
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