LFU:online

Die Studierenden haben sich einen Überblick über die Entwicklung der Erzählweisen im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert erarbeitet, und zwar unter besonderer Berücksichtigung der stärker hervortretenden, einzelnen, (hierarchisch) angeordneten Erzählstimmen, die im gesellschaftlichen Kontext oftmals als ‚anders‘ markiert werden, etwa als unmündig, unterdrückt, marginalisiert oder ‚subaltern‘.

Die Studierenden sind in der Lage, mit Hilfe von narratologischen Fachbegriffen und Methoden, eine Erzähltextanalyse vorzunehmen. Unter Berücksichtigung der jeweiligen historischen Kontexte, der spezifischen Darstellung des Themas und seiner ‚Stimme(n)‘, sowie einer Bezugnahme u.a. auf die Theorien der Subalternität, haben sie die Fähigkeit erworben, selbstständig eine Textinterpretation anzufertigen.

In dieser VU werden einige wesentliche Kenntnisse und Techniken rund um die narrative Textanalyse vertieft und anhand von unterschiedlichen Textbeispielen praktisch erprobt. Insgesamt ist die VU auch für Studierende empfehlenswert, die beabsichtigen, ihre Bachelorarbeit im Fach (ital.) Literaturwissenschaft/Erzähltextanalyse abzufassen.

Im ersten Teil des Kurses werden wir die grundlegenden Konzepte und Analysekategorien der Erzähltextanalyse wiederholen (u.a. histoire-discours; Erzählstimme, Perspektive, Fokalisierung, Formen der Rede- und Gedankenwiedergabe) und anhand von gemeinsamen Textlektüren ihre Analyse üben und vertiefen.

Nach einer theoretischen Einführung in Formen und Funktionen von unterschiedlichen (Erzähl-)Stimmen und ihrer Entwicklung in Zusammenhang mit der Theorie der Subalternität werden in angeleiteten Kurzreferaten unterschiedliche Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts besprochen, stets mit dem Fokus, wie sie unterschiedliche ‚Stimmen‘ hörbar machen;

darunter (in Abhängigkeit von der Anzahl der Kursteilnehmer*innen und Ihren Interessen) Erzählungen oder Romanauszüge von: Manzoni, Collodi, Gramsci, Verga, Deledda, Svevo, Palazzeschi, Buzzati, Calvino, Sciascia und Ortese.

Es werden v.a. die Methoden der narratologischen Textanalyse vertieft und an unterschiedlichen Textbeispielen praktisch erprobt. Nach einer theoretischen Einleitung in die Schlüsselkonzepte der Textanalyse geschieht dies in Form der gemeinsamen Textlektüre und -analyse, dann im einzelnen oder gemeinschaftlichen Referat (je nach Kursgröße) und schließlich in der individuellen Textanalyse und -interpretation.

Für eine erfolgreiche Teilnahme wird von den Studierenden die regelmäßige Vorbereitung der Texte für die einzelnen Einheiten sowie die Vor- und Nachbereitung eines Kurzreferats erwartet. Der Kurs schließt mit einer schriftlichen Klausur ab.

Eine Literaturliste wird zum Seminarbeginn ausgeteilt.

Grundkenntnisse der Erzähltexttheorie aus der Veranstaltung "Lektüre und Analyse" sind Voraussetzung.

Der Kurs findet auf Deutsch statt. Die literarischen Texte werden auf Italienisch gelesen. Auf Wunsch können die Diskussionen der Texte auch zweisprachig erfolgen.