LFU:online

Die Studierenden sind vertraut mit ausgewählten klassischen Beispielen der russischen Erzählung (19.–20. Jh.) sowie mit der formalistischen Erzähltheorie (Skaz) und Walter Benjamins Konzeptualisierungen des Problemfeldes "Erzählung und Erfahrung".

Im Fokus der Lehrveranstaltung stehen Simulationen und Imitationen der Mündlichkeit in erzählerischen Texten. Anhand ausgewählter Werke von Gogol’, Leskov, Babel’ und Zoščenko werden wir diverse stilistische und kompositorische Winkelzüge des Erzählers aufspüren und dabei beobachten, dass und wie ein Text klatschen und tratschen, überreden und aufwiegeln, verhöhnen und verführen kann. Wir werden erfahren, dass ein Text nicht nur akustische Deklamations- und Intonationsamplituden, sondern ebenfalls Gebärden und Gerüche haben kann. Außerdem werden wir lernen, unsere eigene Lesereflexe zu erkennen und ihnen zu trauen, handle es sich um eine unwillkürliche Gereiztheit und Resistenz gegenüber dem Text oder um eine süße Bereitschaft, sich provozieren zu lassen. Die Leitfragen unseres Seminars sind nicht nur, wie eine Oralität (vor)spielende Erzählung gemacht ist, sondern auch was sie dabei mit uns macht.

formalistische Erzähltheorie, Close Reading, "Erzählung und Erfahrung" (W. Benjamin)

schriftliche Hausarbeit

Babel’, Isaak 1994: Die Reiterarmee: Erzählungen. Frankfurt a.M.

Benjamin, Walter 1977: „Der Erzähler. Betrachtungen zum Werk Nikolai Lesskows“, in: ders.: Gesammelte Schriften, Bd. 2/2, Frankfurt a.M.: 438–465.

Ėjchenbaum, Boris 1971: „Wie Gogol’s Mantel gemacht ist“ / „Kak sdelana Šinel’ Gogolja“, in: Striedter, Jurij (Hg.).: Russischer Formalismus. Texte zur allgemeinen Literaturtheorie und zur Theorie der Prosa, München: 122–159.

Gogol, Nikolai 1981: Der Mantel: Erzählungen, Berlin.

Leskow, Nikolai 1982: Am Ende der Welt: Erzählungen. Berlin.

LA-Studierende (Studienplan 2015): Positiv absolviertes Pflichtmodul 6