LFU:online

Die TeilnehmerInnen sind mit verschiedenen neueren theoretischen Positionen und Konzeptionen aus den Bereichen der Weltliteratur, Intertextualität, Transkulturaliät und Mehrsprachigkeit vertraut und wenden diese selbsttändig auf russischsprachige, polnische, serbische aber auch deutsch- und englischsprachie sowie mehrsprachige Texte an. Sie lernen diese Texte in ihren literarischen, sozialkritischen, literaturgeschichtlichen und anderen Bezügen und Kontexten zu verorten. Zugleich wird die mündliche wie schriftliche Analyse literarischer Texte an Beispielen überschaubarer Größe eingeübt.

Viele Texte der gegenwärtigen russischen und südslawischen, aber auch der polnischen und tschechischen Literatur positionieren sich nicht länger ausschließlich in nationalen, monokulturellen und einsprachigen Literaturtraditionen und stellen damit die Wissenschaften, die sie untersuchen, vor zahlreiche Herausforderungen. Wie können wir vorgehen, wenn in slavischen Sprachen und Kulturen beheimatete oder aus diesen kommende AutorInnen in ihren Texten auch nicht-slavische Sprachen verwenden, wenn sie sich nicht ausschließlich oder gar nicht mehr in ‚ihrer‘ nationalen Literaturtradition zu verorten suchen sondern sich gezielt in ganz andere einreihen? Wie können wir als SlavistInnen solche AutorInnen lesen, wie z.B. Aleksandar Hemon, der auf Englisch und Bosnisch schreibt, Iwona Mickiewicz, in deren Gedichten neben Polnisch auch Deutsch und Russisch prominente Rollen spielen, Eugene Ostashevsky, der in seinen Gedichten neben Russisch ganze sieben weitere Sprachen benutzt, Dragica Rajčić, die ihre Texte in „Gastarbeiterdeutsch“ entwickelt? Oder Gary Shteyngart und Janusz Głowacki, die die Handlungen kanonischer Texte der russischen Literatur ins 20 bzw. 21. Jahrhundert übertragen und an ganz anderen Orten spielen lassen? Oder Barbi Marković, die einen Klassiker der österreichischen Literatur ins Belgrader Nachleben der Gegenwart verlegt?Wie können LiteraturwissenschaftlerInnen ganz allgemein vorgehen, wenn Texte die traditionelle gesellschaftliche sowie die wissenschaftliche Fokussierung auf die Trias von Sprache, Literatur und Geschichte bzw. Kultur sprengen? In diesem Hauptseminar werden wir uns mit der Analysekategorie der Weltliteratur beschäftigen und untersuchen, ob und wenn ja, auf welche Art und Weise neuere theoretische Ansätze zu Weltliteratur geeignet sind, um über sprachlich und kulturell vielschichtige Literatur zu sprechen.

Herangezogen werden neueste theoretische Positionen aus der Forschung zur Weltliteratur, Intertextualität, Mehrsprachigkeit und Transkulturalität.

Aktive Mitarbeit und Teilnahme an der Diskussion durch die Studierenden, mündliches Referat und schriftliche, wissenschaftliche Hausarbeit (Seminararbeit) mit entsprechender Recherche

1.     Bachmann-Medick, Doris: Multikultur oder kulturelle Differenzen? Neue Konzepte von Weltliteratur und Übersetzung in postkolonialer Perspektive. In: Kultur als Text. Die anthropologische Wende in der Literaturwissenschaft. Doris Bachmann-Medick (Hrsg.). Tübingen und Basel, 2044, S. 262-297.

2.     Casanova, Pascale: The World Republic of Letters. Cambridge, Massachusetts/London 2004.

·       Drittes Kapitel: „World Literary Space“, S. 82-125.

·       Sechstes Kapitel: „The Small Literatures“, S. 175-204.

3.     Damrosch, David: What is World Literature? Princeton 2003.

·       Schluss „Conclusion: World Enough and Time“, S. 281-303. 

1. BA-Studierende: Positiv absolviertes Pflichtmodul 11

2. LA-Studierende (Studienplan 2015): Positiv absolviertes Pflichtmodul 6