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Absolventinnen und Absolventen dieses Moduls besitzen einen Überblick über die neulateinische Sprache und Literatur

Anfangend mit Petrarca im 14. Jahrhundert begannen manche italienische Gelehrten die Werke der antiken Autoren einer neuen Bewertung zu unterziehen. Sie nahmen die Bücher, welche Jahrhundertelang vom Staub bedeckt lagen, von den Bücherregalen herunter und suchten nach längst vergessenen Handschriften in dunklen Klosterbibliotheken. Sie behaupteten, dass die antiken Autoren eine Botschaft für sie bereithielten, eine Art moralischer (und politischer) Lehre, die in den vollkommenen Einklang mit der christlichen Moral gebracht werden konnte. Zudem erkannten sie, dass die lateinische Sprache der römischen Autoren viel eleganter als die der zeitgenössischen Scholastiker war und kamen zur Erkenntnis, dass Latein einst eine Lebende Sprache war, die verschiedenen Phasen durchlief. Dieses neue, sich schnell ausbreitende Interesse an antiken Autoren und die neue Wertschätzung für die Welt der alten Griechen und Römer lies eine neue Kultur entstehen – den Renaissance-Humanismus. Der Wirkungsmächtigkeit dieser Kultur verdanken Latein und Griechisch ihre Rolle als Sprachen der gelehrten Elite der Frühen Neuzeit in Europa und ihre (mit Abstrichen) bis heute anhaltende Stellung im Wertesystem der westlichen Kultur. Den Renaissance-Humanisten verdankt man es, dass die gymnasiale Ausbildung fast fünf hundert Jahre lang auf der Lektüre der Klassiker basiert blieb. Dieses homogene und weitgehend über ganz Europa gleichförmige Bildungssystem garantierte das Überleben dieser Kultur und das Fortbestehen eines bestimmten Typs der politischen Elite.

Die Lehrveranstaltung gibt eine Einführung in die neulateinische Sprache und Literatur, sowie in die Kultur des Renaissance-Humanismus durch eine Kombination literarhistorischer, linguistischer und historischer Zugänge. Der besondere Fokus der Lehrveranstaltung wird auf der Bildungsgeschichte liegen. Nach der einführenden Einheit über Francesco Petrarca (am 03.03) werden einige Einheiten einen allgemeinen Überblick über Neulatein bieten (der Rest der Märztermine, gehalten von Lav Subaric). Es folgen vier thematische Einheiten (jeweils Dienstags Nachmittag und Mittwochs Vormittag) gewidmet der Entwicklung humanistischer Bildung und ihrer Rezeption durch protestantischen Kirchen und die Jesuiten.

Von den TeilnehmerInnen wird das Lesen, Übersetzten und Interpretieren von neulateinischen Texten erwartet. Die betreffenden Textstellen sind jeweils in Voraus vorzubereiten.

Die Beurteilung erfolgt auf der Basis der Mitarbeit und der schriftlichen Abschlussklausur.

Martin Korenjak: Geschichte der neulateinischen Literatur. Vom Humanismus bis zur Gegenwart. München 2016.

Martin Korenjak (Hg.): Neulatein. Eine Textsammlung. Lateinisch / Deutsch. Ditzingen 2019.

Weitere Literatur wird später bekanntgegeben. 

Die LV wird teilweise in deutscher, teilweise in englischer Sprache abgehalten. Das Niveau der Englischkenntnisse hat keinen Einfluss auf die Beurteilung.