645307 PS Wirtschafts- und Sozialgeschichte: Fachmenschenfreundschaft um 1900. Ernst Troeltsch und Max Weber als Klassiker der Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Wintersemester 2019/2020 | Stand: 09.10.2019 | LV auf Merkliste setzenErwerb von Fertigkeiten im Umgang mit historischen Quellen (von Max Weber und Ernst Troeltsch) und Sekundärliteratur (über Max Weber und Ernst Troeltsch) und das neu erworbene Wissen in mündlicher und schriftlicher Form zu präsentieren.
Im Proseminar „Fachmenschenfreundschaft um 1900“ tauchen wir tief in das geisteswissenschaftliche Milieu der vorvergangenen Jahrhundertwende im deutschen Kaiserreich ein und widmen uns exemplarisch zwei herausragenden Vertretern dieses Gelehrtenmilieus: den beiden Fachmenschenfreunden Ernst Troeltsch und Max Weber. Max Weber scheint – was posthumen Ruhm und Bekanntheitsgrad anbelangt – wesentlich besser als Ernst Troeltsch abzuschneiden. Er gilt beispielsweise als Gründervater der Soziologie und vermochte der historischen Forschung nachhaltig wichtige methodische Impulse zu geben (insbesondere der „Historischen Sozialwissenschaft“ der Bielefelder Schule). Nichtsdestotrotz wird in der geschichtswissenschaftlichen Forschung dem Disziplingrenzen sprengenden und kulturhistorisch inspirierten Werk des Theologen Ernst Troeltschs seit einigen Jahren ein neues Interesse entgegengebracht. Dies spiegelt sich sowohl in der Herausgabe der „Ernst Troeltsch Kritischen Gesamtausgabe“ als auch in einer Neuauflage seiner „Gesammelten Schriften“ wider.
Zwei großen thematischen Themenkomplexen werden wir uns dabei zuwenden. Zum einen setzen wir uns mit den bis heute spannenden, großen Fragen nach der Entstehung des modernen Kapitalismus auseinander und analysieren die dabei von Weber und Troeltsch diskutierte Rolle des Protestantismus. In diesem Zusammenhang ist geistesgeschichtlich nach der Rolle von Karl Marx als Impulsgeber und methodisches Vorbild zu fragen.
Zum anderen soll der Status der beiden Gelehrten als Klassiker der Wirtschafts- und Sozialgeschichte im Hinblick auf ihr geschichtswissenschaftliches Methodenrepertoire untersucht werden. Dafür lesen wir programmatische Aufsätze von Weber und Troeltsch und fragen nach Anschlussmöglichkeiten und kritischem Potenzial für aktuelle wirtschafts- und sozial-, und kulturhistorische Forschungsarbeiten.
Inputs der/s LV-LeiterIn, gemeinsame Diskussion von wissenschaftlichen Aufsätzen und Quellen, Einüben wissenschaftlichen Arbeitens und Präsentierens.
Eine gelungene und fruchtbare, d.h. erfolgreiche Teilnahme an der Lehrveranstaltung erfordert ein hohes Maß an eigenverantwortlicher Lektüre im Vorfeld der Sitzungen.
Prüfungsimmanente LV mit Anwesenheitspflicht: intensive und eigenverantwortliche Vorbereitung der gemeinsamen Lektüre, Impulsreferate, rege Beteiligung an den Diskussionen, mündliche und schriftliche Beiträge, Verfassen eines abschließenden Essays.
Quellen:
Troeltsch, Ernst: Der Historismus und seine Probleme. Erstes Buch: Das logische Problem der Geschichtsphilosophie (Ernst Troeltsch Kritische Gesamtausgabe 16, 2. Bde.), hrsg. v. Friedrich Wilhelm Graf, Berlin/New York 2008.
Ders.: Die Bedeutung des Protestantismus für die Entstehung der modernen Welt (1906), in: Ders.: Schriften zur Bedeutung des Protestantismus für die moderne Welt (1906–1913) (Ernst Troeltsch Kritische Gesamtausgabe 8), hrsg. v. Trutz Rendtorff, Berlin/New York 2001, S. 199–316.
Ders.: Die Krisis des Historismus (1922), in: Ders.: Schriften zur Politik und Kulturphilosophie (1918–1923) (Ernst Troeltsch Kritische Gesamtausgabe 15), hrsg. v. Gangolf Hübinger, Berlin/New York 2002, S. 437–455.
Ders.: Troeltsch, Ernst, Die Kulturbedeutung des Calvinismus (1909), in: Ders.: Schriften zur Bedeutung des Protestantismus für die moderne Welt (1906–1913) (Ernst Troeltsch Kritische Gesamtausgabe 8), hrsg. v. Trutz Rendtorff, Berlin/New York 2001, S. S. 146–181.
Ders.: Die Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen, Tübingen 1988 [Neudruck der Ausgabe Tübingen 1912].
Weber, Max: Die ‚Objektivität‘ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis, in: Ders.: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, hrsg. v. Johannes Winckelmann, Tübingen 71988, S. 146-214.
Ders.: Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus, in: Ders., Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie I, Tübingen 91988, S. 17–206.
Literatur:
Bosse, Hans: Marx – Weber – Troeltsch. Religionssoziologie und marxistische Ideologiekritik (Gesellschaft und Theologie, 2), München 21971.
Drescher, Hans-Georg: Ernst Troeltsch. Leben und Werk, Göttingen 1991.
Dumais, Alfred: La pertinence de la sociologie pour la théorie troeltschienne de l’historie. Le dialogue avec Weber et Simmel, in: Gisel, Pierre (Hrsg.), Histoire et théologie chez Ernst Troeltsch, Genua 1992, S. 177–194.
Graf, Friedrich Wilhelm/Ruddies, Hartmut: Ernst Troeltsch: Geschichtsphilosophie in praktischer Absicht, in: Speck, Josef (Hrsg.), Grundprobleme der großen Philosophen (Philosophie der Neuzeit IV), Göttingen 1986, S. 129–164.
Graf, Friedrich Wilhelm: Ernst Troeltsch. Kulturgeschichte des Christentums, in: Ders.: Fachmenschenfreundschaft. Studien zu Troeltsch und Weber (Troeltsch-Studien, Neue Folge 3) Berlin/Bosten 2014, S. 241–265.
Ders.:Fachmenschenfreundschaft. Bemerkungen zu ‚Max Weber und Ernst Troeltsch‘, in: Ders.: Fachmenschenfreundschaft. Studien zu Troeltsch und Weber (Troeltsch-Studien, Neue Folge 3) Berlin/Bosten 2014, S. 269–293.
Kocka, Jürgen: Karl Marx und Max Weber im Vergleich. Sozialwissenschaften zwischen Dogmatismus und Dezisionismus, in: Wehler, Hans-Ulrich (Hrsg.), Geschichte und Ökonomie, Köln 1973, S. 54–84.
Köhler, Walther: Ernst Troeltsch, Tübingen 1941.
Steinert, Heinz: Max Webers unwiderlegbare Fehlkonstruktion. Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main u. a. 2010.
Treiber, Hubert: Der ‚Eranos‘ – Glanzstück im Heidelberger Mythenkranz?, in: Schluchter, Wolfgang/Graf, Friedrich Wilhelm (Hrsg.), Asketischer Protestantismus und der ‚Geist‘ des modernen Kapitalismus, Tübingen 2005, S. 75–153.
Positiv absolviertes Pflichtmodul 1
- Philosophisch-Historische Fakultät
- Bachelorstudium Classica et Orientalia laut Curriculum 2015 (180 ECTS-AP, 6 Semester)
- Bachelorstudium Geschichte laut Curriculum 2015 (180 ECTS-AP, 6 Semester)
- Bachelorstudium Geschichte laut Curriculum 2009 (180 ECTS-AP, 6 Semester)
- Fakultät für LehrerInnenbildung
Gruppe 0
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Datum | Uhrzeit | Ort | ||
Mo 07.10.2019
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10.15 - 11.45 | 50105/2 SR 50105/2 SR | Barrierefrei | |
Mo 14.10.2019
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10.15 - 11.45 | 50105/2 SR 50105/2 SR | Barrierefrei | |
Mo 21.10.2019
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10.15 - 11.45 | 50105/2 SR 50105/2 SR | Barrierefrei | |
Mo 28.10.2019
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10.15 - 11.45 | 50105/2 SR 50105/2 SR | Barrierefrei | |
Mo 04.11.2019
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10.15 - 11.45 | 50105/2 SR 50105/2 SR | Barrierefrei | |
Mo 11.11.2019
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10.15 - 11.45 | 50105/2 SR 50105/2 SR | Barrierefrei | |
Mo 18.11.2019
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10.15 - 11.45 | 50105/2 SR 50105/2 SR | Barrierefrei | |
Mo 25.11.2019
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Mo 02.12.2019
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Mo 09.12.2019
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Mo 13.01.2020
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Mo 20.01.2020
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Mo 27.01.2020
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10.15 - 11.45 | 50105/2 SR 50105/2 SR | Barrierefrei |