LFU:online

Kenntnisse über Theorien der kulturanthropologischen Pandemieforschung und angrenzender Felder sowie Fähigkeit zur Anwendung auf einen konkreten Forschungsgegenstand. Fähigkeiten der Planung und Durchführung eines eigenen Forschungsprojekts mittels qualitativer empirischer Methoden. Kenntnisse und Fähigkeiten der Wissenschaftskommunikation (Aufbereitung von Forschungsergebnissen und deren Präsentation gegenüber der Öffentlichkeit).

Pandemien waren und sind krisenhafte Ausnahmesituationen, die unterschiedliche Handlungsstrategien – der Eindämmung sowie des Copings – hervorbringen und gesellschaftliche Bruchlinien sichtbar werden lassen. Im Seminar wollen wir am Beispiel historischer „Seuchen“ und von Corona Diskursivierungen, Alltagspraktiken und Materialitäten des Umgangs mit Pandemien beleuchten. Welche Machtstrukturen und Logiken werden in staatlichem Regulationshandeln deutlich? Wie verändern sich Interaktions- und Vergemeinschaftungsformen? Mit Hilfe welcher Erzählungen und Handlungsstrategien bewältigen die Menschen die Transformationen ihres Alltagslebens? Wie wurden und werden Maßnahmen der Pandemiebekämpfung wie Isolation, Impfen und Masketragen umgesetzt und wahrgenommen? Die Lehrveranstaltung stellt den ersten Teil eines zweisemestrigen Lehrforschungsprojekts dar. Zunächst erfolgt eine Einführung in historische wie aktuelle Aspekte der Pandemieforschung aus medizinanthropologischer Perspektive sowie angrenzender für den Forschungsgegenstand relevanter Felder. Auf dieser Grundlage wählen die Studierenden eigene kleine Forschungsprojekte aus und führen diese eigenständig mit Hilfe ethnographischer Methoden (Interviews, teilnehmenden Beobachtungen, Analyse historischer und zeitgenössischer Quellen) durch. Der Forschungsprozess wird von den Dozierenden begleitet und im Plenum diskutiert. Die Ergebnisse werden aufbereitet und sollen am Schluss der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Input der Dozierenden, Lektüre von Texten, Gruppenarbeiten, angeleitetes aber selbständiges Forschen.

regelmäßige Teilnahme, vorbereitende Seminarlektüre, Durchführung eines kleinen Forschungsprojekts und Präsentation der eigenen Rechercheergebnisse

• Agamben, Giorgio (2021): An welchem Punkt stehen wir? Die Epidemie als Politik. Wien, Berlin.
• Canguilhem, Georges (2012): Krankheit, Genesung, Gesundheit. In: Ders.: Das Normale und das Pathologische. Berlin: August Verlag, S. 189-212.
• Foucault, Michel u.a. (2020): “Coronavirus and Philosophers”, European Journal of Psychoanalysis, https://www.journal-psychoanalysis.eu/coronavirus-and-philosophers/
• Rauchensteiner, Manfried, Gehler, Michael (Hg.) (2021): Corona und die Welt von Gestern. Wien, Köln, Weimar.
• Vasold, Manfred (2008): Grippe, Pest und Cholera. Eine Geschichte der Seuchen in Europa. Stuttgart.
• Žižek, Slavoj  (2021a): Pandemie! COVID-19 erschüttert die Welt. Wien.
• Žižek, Slavoj (2021b): Pandemie! II. Chronik einer verlorenen Zeit.

Das Seminar findet in Präsenz statt und wird durch einen Seminarapparat auf OpenOlat unterstützt.