LFU:online

Die Studierenden erhalten einen Überblick über das historische Phänomen der Bürgerlichkeit und ihrer Wirkweisen in Geschichte und Gegenwart. Sie lernen dabei, kulturelle Prozesse in ihrer Historizität zu begreifen und daraus Funktionen für die Gegenwart abzuleiten.

Bürgerlichkeit wird verstanden als seine Form der Vergesellschaftung, die die Zugehörigkeit zur Mittelschicht und damit auch eine Abgrenzung gegenüber anderen sozialen Gruppen ausdrückt. Historisch bilden sich damit Distinktionsweisen gegenüber dem Adel und den Bauern heraus, die ihren Ausdruck in neuen Vorstellungen von Familie, Geschlechterrollen, Kindheit, Trennung von Privatheit und Öffentlichkeit, Arbeitsethik und Bildung, Individualität und Politik finden. Bürgerliche Lebensstile in der Gegenwart sind differenzierter, leben aber von gemeinsamen Imaginationen von Liberalität, Gleichheit, Emanzipation, Toleranz, einer offenen Gesellschaft und humanitärem Einsatz für alle.

In der Lehrveranstaltung wollen wir die Genese dieser Bürgerlichkeitsideen nachzeichnen und ihre historischen Kontext sowie ihre Wirkweisen in der Gegenwart verstehen. Durch einzelne Schlaglichter auf bürgerliche Phänomene (z.B. die neuen Bobos – eine Wortkreation aus bourgeois und bohémien – , Gentrifizierungsprozesse in der Stadt und im Freizeitverhalten, der Suche nach der Mitte oder auch dem Vorwurf des kleinbürgerlichen Rechtspopulismus) geht es letztlich um die Frage nach der Spaltung der Gesellschaft in der Gegenwart. Als kritische Perspektive fragen wir nach der Rolle des Kapitalismus für die Durchsetzung der oben genannten Imaginationen.

Vortrag, Gruppendiskussion, Referate, Wahrnehmungsspaziergang.

Referat und Seminararbeit.

wird bekannt gegeben