847154 SE Feldforschungen: Metaebenen und Organisation

Wintersemester 2024/2025 | Stand: 21.09.2024 LV auf Merkliste setzen
847154
SE Feldforschungen: Metaebenen und Organisation
SE 3
5
wöch.
jährlich
Deutsch

Die Studierenden erwerben individuelle, jedoch breit aufgefächerte Kenntnisse und Kompetenzen in verschiedenen Fachbereichen der Architektur. Sie entwickeln ein strategisches Verständnis für die Integration fachlichen Wissens in die Konzeption, Planung, Umsetzung und Vermittlung von Architektur.

Gesamtkunstwerk

Der Begriff Gesamtkunstwerk stammt ursprünglich aus der Ästhetik des 19. Jahrhunderts und bezeichnet ein Kunstwerk, das verschiedene Kunstformen wie Musik, Theater, Architektur, Malerei, Tanz und Dichtung vereint. Er wurde maßgeblich durch den deutschen Komponisten und Theoretiker Richard Wagner geprägt, der das Konzept auf seine Opern anwandte. In seinem Werk "Das Kunstwerk der Zukunft" (1849) und später in seinen Schriften zu Musikdramen formulierte Wagner seine Idee, dass alle Künste in einem perfekten Einklang zusammenwirken sollten, um ein umfassendes, emotionales Erlebnis für das Publikum zu schaffen.

Über Wagner hinaus hat der Begriff im Laufe der Zeit weitere Anwendungen gefunden, insbesondere in der Architektur und modernen Kunst.

In der Architektur beschreibt er das Bestreben ein Gebäude als ganzheitliches Kunstwerk zu gestalten, bei dem alle Aspekte – von der äußeren Form über die Innenräume bis hin zu den kleinsten Details wie Möbeln oder Dekorationen – aufeinander abgestimmt sind und gemeinsam ein harmonisches Ganzes bilden. Manchmal versinnbildlicht die Architektur auch übergeordnete Ideen, welche als Metaebenen auf Gebäude und Ort einwirken.

Das Gesamtkunstwerk bleibt ein Ideal, das den Anspruch erhebt, die Grenzen der einzelnen Künste zu überwinden und durch deren harmonische Integration ein intensiveres, umfassenderes ästhetisches Erlebnis zu bieten. Es steht für die Idee, dass Kunst in ihrer höchsten Form alle Sinne anspricht und intellektuell, emotional und sinnlich berührt.

Gleichzeitig birgt der Begriff auch die Gefahr trotz aller idealistischen Ansätze auch totalitäre Züge in sich zu tragen. Der Kunsttheoretiker Bazon Brock verdeutlicht dies anhand des vergleichbaren Ganzheitsanspruches von Künstlern, Heiligen und politischen Führern.

„Das Ganze“ ist ein zur Sprache gebrachtes Konstrukt des menschlichen Denkens – eine mythische Erzählung. Das Ganze zu denken und zur Sprache zu bringen stellt nur eine der drei Stufen zum Gesamtkunstwerk dar. Das Ganze zu verkörpern und in die eigene Lebensrealität aufzunehmen (wie ein Heiliger) ist die zweite Stufe. In der dritten Stufe entsteht das Verlangen, möglichst viele der einen richtigen Wahrheit zu unterwerfen. Gerade die letzten beiden Stufen unterscheiden das Konstrukt des Gesamtkunstwerks als Totalkunst und Totalitarismus. (aus: Ausstellungskatalog „Der Hang zum Gesamtkunstwerk“,  2. Auflage 1983)

Die Geschichte zeigt diese Gefahr besonders in den totalitären Regimen des 20. Jahrhundert. Und auch einige Schöpfer der Orte, welche wir im Rahmen der Lehrveranstaltung besuchen wollen, werden ob ihrer Ideen kontrovers diskutiert. Dennoch und gerade deshalb – da in unserer Gesellschaft erneut um einen umfassenden Wahrheitsanspruch gerungen wird – ist die Begrifflichkeit hochaktuell – politisch und ästhetisch. Im Positiven wie im negativen sehnen sich Menschen nach Reinheit und Kontrolle, während die Welt unbegreiflicher und fremder wird. Wenn wir uns in diesem Semester auf die Suche nach Gesamtkunstwerken machen ist also Vorsicht angeraten.

Im Rahmen kurzer Exkursionen (Feldstudien) im Schweizer und oberitalienischen Raum besuchen wir besondere Orte und Menschen, welche wir mit der Begrifflichkeit Gesamtkunstwerk konfrontieren werden.

Wir besuchen unter anderem Künstler an ihren außergewöhnlichen Arbeitsstätten, das alternative Siedlungskonzept „Monte Verità“ aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert hoch über dem Lago Maggiore, untersuchen den dekadenten Ästhetizismus des Dichters Gabriele D’Annunzio realisiert im „Vittoriale degli italiani“ in Gardone Riviera und lassen uns auf das expressionistische Raumexperiment des Goetheanums in Dornach von Rudolf Steiner ein.

Stets kreisen wir dabei um die Fragen, wie ästhetisch eine bessere Welt sein sollte und welche Gültigkeit derart verzauberte, eigensinnige, dekadente und vor allem umstrittene Orte in der gegenwärtigen Zeitenwende haben können.

Das Seminar besteht aus Kurzexkursionen, theoretischen Recherchen und Raumanalysen zu den besuchten Orten und hoffentlich aus viel Diskussion.

Lehrveranstaltungsprüfung gemäß § 6 Satzungsteil, Studienrechtliche Bestimmungen.

Wird im Rahmen der ersten Lehrveranstaltung besprochen.

Um die Kurz-Exkursionen zeitnah zu fixieren, treffen wir uns das erste Mal bereits am Dienstag 1. Oktober um 12 Uhr am Institut.

Die Treffen finden wöchentlich bzw. je nach Exkursion im 2-Wochen-Rhythmus statt.

01.10.2024
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Di 01.10.2024
12.00 - 14.15 SR Gestaltung 1 SR Gestaltung 1
Di 08.10.2024
12.00 - 14.15 SR Gestaltung 1 SR Gestaltung 1
Di 15.10.2024
12.00 - 14.15 SR Gestaltung 1 SR Gestaltung 1
Di 22.10.2024
12.00 - 14.15 SR Gestaltung 1 SR Gestaltung 1
Di 29.10.2024
12.00 - 14.15 SR Gestaltung 1 SR Gestaltung 1
Di 05.11.2024
12.00 - 14.15 SR Gestaltung 1 SR Gestaltung 1
Di 12.11.2024
12.00 - 14.15 SR Gestaltung 1 SR Gestaltung 1
Di 19.11.2024
12.00 - 14.15 SR Gestaltung 1 SR Gestaltung 1
Di 26.11.2024
12.00 - 14.15 SR Gestaltung 1 SR Gestaltung 1
Di 03.12.2024
12.00 - 14.15 SR Gestaltung 1 SR Gestaltung 1
Di 10.12.2024
12.00 - 14.15 SR Gestaltung 1 SR Gestaltung 1
Di 07.01.2025
12.00 - 14.15 SR Gestaltung 1 SR Gestaltung 1
Di 14.01.2025
12.00 - 14.15 SR Gestaltung 1 SR Gestaltung 1
Di 21.01.2025
12.00 - 14.15 SR Gestaltung 1 SR Gestaltung 1
Di 28.01.2025
12.00 - 14.15 SR Gestaltung 1 SR Gestaltung 1
Gruppe Anmeldefrist
847154-0 01.09.2024 08:00 - 21.09.2024 23:59
Flora A.